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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 71

1913 - Leipzig : Hahn
71 Qus dem Körper wieder heraus sei; dann aber müßte man es so lange reiben, bis die Wärme wiederkehre, und wenn dadurch das Leben nicht zurückgerufen würde, sei alle Hilfe vergebens. Da trat eine junge Dame, welche erst seit wenigen Wochen als Erzieherin im Hause war, vor und erhob bescheiden, aber mit großer Bestimmtheit Einspruch gegen die vorgeschlagenen Maßregeln. Sie habe erst vor kurzem an dem Unterricht in einer Samariterschule teilgenommen und dort gelernt, wie man sich bei Rettungsversuchen an scheinbar Ertrunkenen zu verhalten habe. Das, was der Schäfer vorgeschlagen, sei durchaus nicht zweckmäßig. Wenn man ihr gestatten wolle, das Erlernte hier anzuwenden, so hoffe sie, daß es noch möglich sei, den Knaben wieder ins Leben zurückzurufen. Die Ruhe und Zuversicht, mit welcher das junge Mädchen gesprochen, flößte der ver- zweifelten Mutter neue Hoffnung ein. Sie bat die Erzieherin, alles zu tun, was sie für nötig halte. Deren erster Rat war, einen Eilboten nach der Stadt zu schicken, um den Arzt zu holen, der zweite der, einige wollene Decken wärmen zu lassen. Dann legte sie sofort selbst Hand an, wobei sie das verständige Hausmädchen auf- forderte, ihr Hilfe zu leisten. Mit einigen Scherenschnitten trennte sie Jacke und Hemd und streifte die Kleider vom Oberkörper völlig ab; mit einem Taschentuch entfernte sie den Schlamm, der sich im Munde befand, zog die Zunge hervor und band die Spitze derselben mit dem Taschentuch auf dem Kinn fest; dann begann sie mit dem Hausmädchen die künstlichen Atembewegungen auszuführen, wie sie es in der Samariterschule gelernt hatte. In stets gleichem Tempo wurde durch Erheben der Arme bis über den Kopf der kleine Brust- kasten möglichst weit ausgedehnt und dann wieder durch Senken der Arme und Druck auf die Seitenflächen der Brust zusammengedrückt. Mit deutlich hörbarem Geräusch drang der Luftstrom ein und aus, aber das Kind lag blaß und leblos, wenn die beiden Mädchen er- mattet von der Anstrengung aus Augenblicke ihre Bemühungen aus- setzten. Eine Viertelstunde nach der andern verging; immer mehr schwand die Hoffnung der Mutter und der Umstehenden. Endlich, nachdem mehr als eine Stunde lang die Bewegungen fortgesetzt waren, schrie plötzlich das junge Mädchen auf: „Jetzt hilft es! Er fängt an zu atmen!" Und siehe da, als sie mit den Bewegungen einhielten hob sich die kleine Brust von selbst, und eine leichte Röte färbte die blassen Wangen. Lauter Jubel der Umstehenden erhob sich; aber die beiden Helferinnen ließen noch nicht nach und setzten, obwohl aufs äußerste erschöpft, ihre Bemühungen unablässig fort, bis die Wangen sich lebhafter röteten und der Kleine plötzlich die Augen ausschlug. Nun wurden auf Geheiß der jungen Samariterin die ge- wärmten Decken herbeigebracht, in welche der Kleine nach Beseitigung der übrigen Kleidungsstücke eingehüllt und mit denen er dann tüchüg gerieben wurde. Der Kleine sing an zu sprechen und verlangte etwas zu trinken. Man flößte ihm warmen Thee ein und trug ihn

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 138

1913 - Leipzig : Hahn
138 wir zu, wie sie in Millionen Hölzchen zersplittert werden. Zunächst wird das Stammholz entrindet und dann mittels der Areissäge in Alötze von etwa ^0 cm Länge zerlegt. Nun wandern die Alötze in einen Apparat, in dem sie ausgekocht oder „gedämpft" werden. Mit mächtigen Zangen wird ^darauf das holz aus dem Brühbottich heraus- geholt und im heißen Zustande in eine Schälmaschine eingespannt, hier wird es um seine Achse gedreht und trifft aus ein scharfes Messer, das ein zusammenhängendes Holzband von der Dicke eines Streichhölzchens von ihm abschält; gleichzeitig wird dieses Band in etwa 5 cm breite, also der Länge eines Zündhölzchens entsprechende Streifen zerschnitten. Diese Maschinen vermögen während eines Arbeitstages ^000 Quadratmeter Holzspan zu liefern, aus dem Millionen Hölzchen bereitet werden können; dabei beträgt ihr Araftbedarf nur zwei Aferdekräfte, und an Bedienung erfordern sie nur einen Mann. Die schmalen Holzbänder wandern nun in eine „Abschlage- maschine", welche der gewöhnlichen Häckselmaschine ähnlich ist. Durch einen einfachen Mechanismus werden fünfzig bis siebzig übereinander gelegte Holzbänder langsam vorwärts gerückt und kommen unter sin scharfes Messer, das sie in Hölzchen von der gewünschten Dicke zerlegt. Die abgetrennten Hölzchen fallen auf ein Band ohne Ende und werden von diesem in die Trockenräume befördert. Es gibt Abschlagemaschinen, die, von einem Mann und einem Zungen be- dient, bis zu 28 Millionen Hölzchen im Tage liefern. Nunmehr werden sie mit dem feuerbergenden Aöpfchen ver- sehen. Bevor dies geschieht, müssen die Spitzen der Hölzchen mit leicht entzündbaren Stoffen, wie Schwefel, Paraffin oder Stearin ge- tränkt werden. Zu diesem Zwecke werden sie in die betreffenden erwärmten Stoffe getaucht oder „getunkt". Schon im Anbeginn der Geschichte des Zündhölzens sah man ein, daß man nicht vorwärts kommen würde, wenn man die Hölzchen einzeln mit der Hand ein- tauchen wollte, und erfand den Tunkrahmen. Es sind dies dünne Brettchen, die mit einer Reihe gleichlaufender Einschnitte versehen sind. Zn diese Rinnen legte man die Hölzchen, und da die Rinnen seicht waren, so ragte der Holzdraht über sie hervor. Die gefüllten Brettchen schichtete man auf einem Gestell übereinander und preßte sie zusammen, so daß ihr Znhalt fest eingeklemmt wurde. Aus solchem Rahmen starrten mehrere Hunderte und Tausende von Hölz- chen nebeneinander hervor, die dann alle zusammen in die Tunkmasse gebracht werden konnten. Früher wurde das Einlegen der Hölzchen in die Rahmen von Arbeiterinnen besorgt, welche darin eine so große Fertigkeit erlangten, daß sie an einem Arbeitstage bis 200 000 Hölzchen in die Rahmen faßten. Aber auch für diese mühselige Arbeit hat man später Maschinen ersonnen, mit deren Hilfe heute eine Arbeiterin während eines Arbeitstages etwa anderthalb Millionen Hölzchen in den Rahmen zu bringen vermag.

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 259

1913 - Leipzig : Hahn
259 hier im Himmel, wo man, wie ich schon bemerkt habe, doch nur faulenzt." Er ging weiter und sah einen Wagen, der in einem tiefen Loche stecken geblieben war. „Kein Wunder," sprach er zu dem Manne, der dabei stand, „wer wird so unvernünftig aufladen? Was habt ihr da?" — „Fromme Wünsche," antwortete der Mann; „ich konnte damit nicht aus den rechten Weg kommen; aber ich habe den Wagen noch glücklich heraus- geschoben, und hier werden sie mich nicht stecken lassen." Wirklich kam ein Engel und spannte zwei Pferde vor. „Ganz gut," meinte Pfriem, „aber zwei Pferde bringen den Wagen nicht heraus, viere müssen wenigstens davor." Ein anderer Engel kam und führte noch zwei Pferde herbei, spannte sie aber nicht vorn, sondern hinten an. Das war dem Meister- Pfriem zu viel. „Tolpatsch," brach er los, „was machst du? Hat man je, so lange die Welt steht, auf diese Weise einen Wagen herausgezogen? Da meinen sie aber in ihrem dünkelhaften Übermute, alles bester zu wissen." — Er wollte weiter reden; aber einer von den Himmelsbewohnern hatte ihn am Kragen gepackt und schob ihn mit unwiderstehlicher Gewalt hinaus. Unter der Pforte drehte der Meister noch einmal den Kopf nach dem Wagen und sah, wie er von Flügelpferden in die Höhe gehoben ward. In diesem Augenblicke erwachte Meister Pfriem. „Es geht freilich im Himmel etwas anders her als auf Erden," sprach er zu sich selbst, „und da läßt sich manches entschuldigen; wer kann jedoch geduldig mit ansehen, daß man die Pferde zugleich hinten und vorn anspannt? Freilich, sie hatten Flügel; aber wer kann das wissen? Es ist übrigens eine ge- waltige Dummheit, Pferden, die vier Beine zum Laufen haben, noch ein Paar Flügel anzuheften. Ich muß jetzt aufftehen, sonst machen sie mir im Hause lauter verkehrtes Zeug. Es ist nur ein Glück, daß ich nicht Wirklich gestorben bin." Wilhelm Grimm. 113. Der Dachs auf Lichtmeß. In den alten Ritterzeiten wurden die Bürger einer kleinen schwäbischen Reichsstadt arg gequält von dem Ritter von Dachsburg, welchen man meistens kurzweg den „Dachs" hieß. Wo er ihnen auflauern und Hab und Gut wegschnappen konnte, da tat er's. Am liebsten hätte er gleich das ganze Städtlein eingesteckt, allein es war doch etwas zu groß für seine Taschen. Auch deuchte es ihm kurzweiliger, auf scharfem Roß ins Weite zu schweifen, als Mauern und Türme zu berenneu. Solange daher die Bürger hinter ihrem Stadtgraben blieben, hatten sie Ruhe; zog aber einer auch nur ein paar Stunden über Feld, so stand Geld und Freiheit auf dem Spiel. Ein solcher Stadtarrcst kann auf die Dauer auch dem geduldigsten Deutschen zu arg werden. Da sich die Bürger aber zu schwach fühlten, für sich allein dem Dachs zu Leibe zu rücken, so schlossen sie heimlich ein Schutz- und Trutzbündnis mit mehreren Nachbarstädten; allein der Ritter kam ihnen auf die Schliche und verbündete sich nun auch seinersetts mit mehreren benachbarten Rittern. So ward aus der Wegelagerei ein kleiner Krieg. 17*

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 72

1913 - Leipzig : Hahn
72 nun in Decken eingehüllt ins Haus und in sein Bett, wo er dann bald in einen tiefen, gesunden Schlaf verfiel, und als ich zwei Stunden später an sein Bett trat, klagte er über nichts mehr. Ii. Wie oft werden die unzweckmäßigsten Mittel angewendet, das Blut zu stillen, weil die Leute keine Vorstellung davon haben, woher das Blut kommt, und nur von allerlei Blutstillungsmitteln gehört haben, die sich in diesem oder jenem Falle bewährt haben sollen. Den größten Ruf besitzt unter den Laien das Spinngewebe, und man beeilt sich, aus dem staubigsten Winkel möglichst viel von diesem unsaubern Stoffe herbeizuholen und in die Wunde zu stopfen. Wenn das nicht hilft, so kommt der Feuerschwamm an die Reihe oder ein alter, schmutziger Waschschwamm, der in die Wunde hinein gepreßt wird. Nicht selten aber sind Leute da, welche gehört oder gesehen haben, daß man durch Druck jede Blutung stillen könne. Wo und wie aber dieser Druck anzuwenden sei, das haben sie niemals gelernt, und so wird oft ein Druck an der unrichtigen Stelle und in der unzweckmäßigsten Weise angebracht, so daß er die Blutung nur noch verschlimmert, statt sie zu hemmen. Mit jedem Jahre mehren sich aber die Fälle, in denen es Nichtärzten, die den Samariterunterricht genossen, gelungen ist, durch zweckmäßig angebrachten Druck den Verblutnngstod zu verhüten. Als Beispiel erzähle ich das folgende Ereignis, welches ein Arzt kürzlich mitteilte: In einer Holzbearbeitungsfabrik, die in nächster Nähe einer großen Stadt viele Arbeiter beschäftigt, hatte einer derselben das Unglück, mit seiner rechten Hand einer Kreissäge zu nahe zu kommen, welche sich mit rasender Geschwindigkeit um ihre Achse drehte. Im Nu war der Vorderarm dicht oberhalb des Handgelenkes samt dem Knochen so durchsägt, daß die Hand nur noch an dem Hautlappen hing. Aus zwei Pulsadern des Vorderarmes spritzte das rote Blut in weitem Strahl. Man schrie nach Hilfe; einige liefen zum Arzt, aber derselbe wohnte weit entfernt, war auch nicht zu finden und traf erst nach einer Stunde ein. Zum Glück befand sich ein Arbeiter, der an dem Samariterunterricht teilgenommen, in dem Maschinenraum, und da er seit jenem Unterricht den von Esmarch angegebenen Hosen- träger ttug, so nahm er ihn schleunigst ab, befreite ihn von seinen Schnallen und legte ihn, wie er es gelernt und geübt hatte, so fest um den Oberarm, daß die Blutung sofort gestillt wurde. Dann hüllte er die verletzte Hand in eine reine Serviette ein, die er mit schwacher Karbollösung befeuchtet hatte, und lagerte den Verwundeten, der ohnmächtig geworden war, zweckmäßig auf eine schnell herbei- geschaffte Matratze. Als nach einer Stunde der Arzt anlangte und den Verband und die Serviette abnahm, suchte er zunächst die beiden Pulsadern in der Wunde auf, um sie zu unterbinden. Da sich die«

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 73

1913 - Leipzig : Hahn
73 selben aber zurückgezogen hatten, so löste er den Gurt, mußte ihn aber sogleich wieder umlegen, da das Blut aus beiden Adern mit großer Gewalt hervorspritzte. Er fand nun leicht die durchschnittenen Adern, unterband sie, nähte die getrennten ^Sehnen und Nerven an einander und legte einen antiseptischen Verband an, wobei ihm der Samariter- arbeiter ganz geschickte Mse leistete. Die Heilung der schweren Wunde erfolgte ohne Eiterung, und es ist zu hoffen, daß der Ver- unglückte eine brauchbare Hand behalten wird. Wäre nicht ein geschulter Helfer in der Nähe gewesen, so würde höchst wahrschein- lich der Verwundete sich vor Ankunft des Arztes verblutet haben. Iii. Bei einem großen, nächtlichen Brande in einem weit entlegenen Stadtteile Berlins stürzte ein Feuerwehrmann so unglücklich von einer Leiter herab, daß beide Knochen des Unterschenkels zerbrachen und die scharfen Spitzen die Haut durchbohrten. Ärztliche Hilfe war weit entfernt, aber da von der Mannschaft mehrere den Samariter- unterricht genossen hatten, so machten sie Schienen aus zerbrochenen Fensterjalousien und befestigten diese sehr geschickt mit dreieckigen Tüchern, von denen ein jeder eines in der Tasche hatte. Dann wurde aus einer Stubentür eine Tragbahre hergestellt, darauf der Verletzte vorsichtig gelagert und in dem eingeübten Gebirgsschritt bis in das weit entlegene Krankenhaus getragen. Der Mann hatte während des Transportes keine nennenswerten Schmerzen, und die Ärzte des Krankenhauses erklärten ausdrücklich, daß der vorläufige Verband zu ihrer vollsten Zufriedenheit angelegt worden sei. Die traurigen Folgen aber des Mangels einer solchen sach- kundigen Hilfe zeigt der folgende Fall. Ein Arbeiter war spät in der Nacht auf der Pferdebahn nach Hause gefahren und hatte sich beim Abspringen von dem Wagen einen schweren Beinbruch zugezogen. Der Unfall ereignete sich in einem entlegenen Stadtteil, wo kein Arzt in der Nähe wohnte. Die Kameraden, welche ihn begleiteten, wußten nicht, wie zu helfen sei. Hätten sie den Samariteruuterricht genossen, so würden sie aus ihren Spazierstöcken, Schirmen, Schnupftüchern u. s. w. einen Notverband hergestellt und den Verletzten auf der Straße irgendwo in passender Stellung gelagert haben, bis einer von ihnen vom nächsten Polizei- bureau eine Tragbahre oder einen Krankentransportwagen requiriert hätte. Statt dessen wurde die erste beste Droschke geholt, der Unglück- liche in den engen Raum derselben hineingestopft und zunächst nach seiner Wohnung gefahren. Hier ist dann von einem Arzte ein Notverband angelegt und der Verletzte in das Krankenhaus gebracht worden, wo er sehr erschöpft und ohne Bewußtsein angelangt und am dritten Tage gestorben ist. Ohne Zweifel ist durch den Transport in der engen Droschke und ohne einen den gebrochenen Knochen fest- stellenden Schienenverband die Verletzung sehr verschlimmert worden. Fr. v. Esmarch.

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 75

1913 - Leipzig : Hahn
75 deutung aller Schleicherei und Falschheit und alle Verachtung zu legen pflegte. Aatzelmacher! Jetzt handelte sich's beim kochenden welschen nur mehr ums Messer. Denn dadurch auch unterscheidet sich der feurige Südländer von dem kühleren Nordländer; er stößt lieber mit Stahl zu, denn mit giftigen Worten. Daß römisches Blut in seinen Adern rolle, mußte er zeigen, und er zeigte es auch. In Ermangelung eines erwünschten Instru- ments schleuderte er dem Gegner über den Tisch hin ein paar Bier- gläser zu. Der Tumult begann von neuem. Etliche bekamen ein klingendes Fauststücklein an den Aopf, und den, der das Wort Aatzelmacher gebraucht, erwischte der durch wein und Streit erhitzte Italiener am Halstuch, und das ist eine ganz vorteilhafte handhabe für den Angreifer! Schon lag der Angegriffene auf dem Fußboden, röchelnd, schäumend und dunkelblau im Gesichte, schon setzte Dzzotti das Anie an die Brust, und seine Faust wand das Halstuch noch immer enger zusammen, wobei seine Augen in einer wahren Lust- gier funkelten. Endlich, bevor es zu spät war, gelang es den Aameraden, den Italiener von seinem Dpfer loszulösen. Doch wie eine Aatze glatt und schlau entschlüpfte er den fänden der Rächer. So war's gekommen, und so war's verlaufen. Dann war wieder das fröhliche Sonntagszechen. Nur dem Peter Dberdorfer wollte das Bier nicht recht durch die Gurgel rinnen, er hatte noch lange das Gefühl, als würge ihn einer mit dem Halstuch. Er rieb sich die liebe Aragenhaut mit der Hand, er ging in die freie Luft, um stark Atem zu holen; man riet ihm sogar, daß er sich auf den Aopf stellen solle, damit die Gurgel wieder auseinandergedrückt werde, aber es wollte alles nicht viel fruchten. Die meiste Er- leichterung verschaffte ihm noch der Gedanke: „Na wart'! Es ist noch nicht finster!" Es ist noch nicht finster! Das war Meters Sprichwort, und es war als solches bekannt und berüchtigt. Im gewöhnlichen Sinne galt es als Bestätigung und Bekräftigung von etwas, das der Peter meinte, und wenn er etwas mit dem Worte: „Es ist noch nicht finster!" versprach, so war es so gut wie seine Namensunterschrift und sein Ehrenwort. Wenn er's aber im Zorn ausrief, dann war es wie ein Fluch und wilder Schwur, eine Drohung, vor der mancher schon gezittert hatte. wenn die beiden Männer — der Peter und Dzzotti, der Italiener — am Sonntag in den Drtsgassen oder am Werktag auf dem Wege zur Schicht aneinander vorüberkamen, da tauschten sie kurz und scharf ihre finsteren Blicke, aber jeder hielt den Atem an — was die Zunge kann, ist hier nicht am Platze. Der Schichtenschreiber merkte es am besten, was zwischen den beiden vorging, und er teilte dem Bergverwalter seine Meinung mit. Es dürfte klug sein, den welschen zu entlassen.

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 253

1913 - Leipzig : Hahn
253 ich zu, was oben passierte. Eine Menge Fenerkohlen prasielte nieder, so daß ich mir den Kopf mit dem Wasser aus meinem Eimer anfeuchten mußte, um nicht aus meinen Haaren ein Feuerwerk zu machen. Um zu- gleich die Hände frei zu bekommen, schnitt ich ein Loch vorn in den Rock, durch welches ich die Spritze steckte; den Bügel des Eimers nahm ich in den Mund und zwischen die Zähne, und so ward denn die fernere Reise angetreten. Die Turmspitze ist inwendig mit unzähligen Holzriegeln verbunden, die mir zur Leiter dienen mußten. Allein wohin ich griff, um mir empor- zuhelfen, da fand ich alles voll glühender Kohlen, nur hatte ich nicht Zeit, an den Schmerz zu denken oder machte mich gegen ihn fühllos, indem ich Kopf und Hände zum öftern wieder anfeuchtete. Mit alledem hatte ich mich endlich so hoch verstiegen, daß mir in der engen Verzimmerung kein Raum mehr blieb, mich noch weiter hindurchzuwinden, und hier sah ich denn den rechten Mittelpunkt des brennenden Feuers noch acht oder zehn Fuß über mir zischen und sprühen. Jetzt klemmte ich den Wassereimer zwischen die Sparren fest, sog meine Spritze daraus voll und richtete sie getrost gegen jenen Feuerkern, wo das Löschen und Ersticken am notwendigsten erschien. Nur beging ich die Unvorsichtigkeit, dabei unverrückt in die Höhe zu schauen, weil ich auch die Wirksamkeit meines Wafferstrahls beobachten wollte; darüber bekam ich aber die ganze Bescherung von Wasser, Feuer und Kohlen so prasselnd ins Gesicht zurück, daß mir Hören und Sehen verging, bis ich, sobald ich mich wieder ein wenig besonnen hatte, das Ding geschickter anfing und bei den zwei oder drei nächsten Handhabungen meiner Spritze die Augen fein abwärts kehrte. Auch hatte ich die Freude, daß sich bei jedem Zuge das Feuer merklich verminderte. Nun aber war auch der Eimer geleert. Neue Verlegenheit! Denn das leuchtete mir allerdings wohl ein, daß, wenn ich hinabstiege, weder ich noch sonst ein Mensch hier je wieder nach oben gelangte. Ich schrie indes aus Leibeskräften: „Wasser! Waffer her!" bis der vorbenannte Zimmermeister die Falltür aufschob und mir zurief: „Wasser ist hier, aber wie bekommst du es nach oben hinauf?" — „Nur bis über den Glockenstuhl schafft mir's! Da will ich mir's selber langen!" war meine Antwort; und so geschah es auch. Jene wagten sich höher, und ich kletterte ihnen von Zeit zu Zeit entgegen, um die Wassereimer in Empfang zu nehmen, von denen ich denn auch so fleißigen Gebrauch machte, indem ich den Brand tapfer kanonierte, daß ich endlich das Glück hatte, ihn zu überwältigen und völlig zu löschen. Wo es aber noch irgend zu glimmen schien, da kratzte ich mit meinen Händen die Kohlen herunter, so weit ich irgend reichen konnte. Jetzt erst, da es hier nichts mehr für mich zu tun gab, gewann ich Zett, an mich selbst zu denken. Ich spürte, wie mir mit jeder Minute übler und immer übler zumute ward. Denn das zurückspritzende Wasser hatte mich bis auf die Haut durchnäßt, und zugleich war eine Hitze im Turme, die je länger, desto unausstehlicher wurde. Zwar eilte ich nun

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 317

1913 - Leipzig : Hahn
317 Grüneberg. Sa wohl, der Rektor sprach uns allen aus der Seele. Die Frau'u und Kinder soll'n zu Schiffe gehn! Wer eine Waffe führt, bezieht den Wall! Geertz. Auf unserm Bürgereide woll'n wir stehn und fallen, wenn es sein muß! ie andern. Ja, das woll'n wir! n eisen au (seine Bewegung bemeifternd). Ich habe keine Worte, meine Freunde, Euch jetzt zu danken. Dieser Händedruck — (reicht dem Rektor die Hand) nein, kommen Sie an meine Brust! (Umarmt ihn.) Ich nehme das Opfer, das Sie bieten, freudig au, das Land, wo Mannessinn sich so bewährt, ist wahrlich nicht verloren. Ja, voni Volk, das ohne Unterschied des Kleids und Standes sein Alles einsetzt, kommet uns einst Heil! An dieser Macht, die aus den tiefsten Quellen hervorbricht unaufhaltsam, wird der Trotz, der freche, des Eroberers zu Schanden. Er fordere jede andere Macht heraus, nur diese nicht; denn diese Volkesstimme ist Gottesstimme, die früh oder spät den eitlen Lärm des Ruhmes übertönt und jenem Stolzen zuruft: Du bist Staub! Dann wird sein unermeßlich Glück zerstieben wie jenes Perserkönigs, und die Nacht verschlingt das schreckenvolle Meteor! Dann wird man im befreiten Vaterland auch derer denken, die sich unerschüttert die Bahn gebrochen in der Dämmerung und ihre Treue mit dem Tod besiegelt! — Geh'n Sie nun alle! Nehmen Sie noch Abschied, bestellen Sie Ihr Haus und retten Sie die Zukunft Ihrer Kinder. Ich indessen will ungesäumt dem Feind die Antwort schreiben. (Er setzt sich an den Tisch, während Bürger und Offiziere das Gemach verlassen.) 136. Geharnischtes Sonett. wir schlingen unsre Hand' in einen Knoten, zum Himmel heben wir die Blick' und schwören; ihr alle, die ihr lebet, sollt es hören, und wenn ihr wollt, so hört auch ihr's, ihr Esten I wir schwören, stehn zu wollen den Geboten des Lands, des Mark wir tragen in den Röhren, und diese Schwerter, die wir hier empören, nicht eh'r zu senken, als vom Feind zerschroten.

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 394

1913 - Leipzig : Hahn
394 Geld war ja immer im Hause, und weder der Holzhändler noch der Maschinenbauer drängte ihn.---------— Eines schönen Tages ließ Herr Wiesling unsern Meister auf fetk Kontor bitten. „Hören Sie mal, Herr Kern, mit Ihnen habe ich ein Hühnchen zu Pflücken. So kann es mit Ihren Arbeiten nicht weiter gehen! Was Sie zuletzt geliefert haben, ist ja der reine Schund, und so gut ich es mit Ihnen meine, ich muß mich schadlos halten." „Wa—a—as?" sagte Kern. Er verstand noch immer nicht ganz, wohin der Bauunternehmer hinaus wollte, nur das dunkle Gefühl, daß der Mann irgend etwas Böses gegen ihn im Sinne führe, tauchte in ihm aus und trieb ihm das Blut in die Adern. „Was? Schund soll ick Sie jeliefert haben? Sie sind woll nich recht? So komm'n Sie mir man nich, Herr Wiesling, wenn ick man ooch bloß en einfacher Tischlermeister bin, Jrobheiten laß ich mich nich sagen, und von wcjen meine Arbeit nu schon am allerwenigsten." Vorsichtig einige Schritte zurücktretend, fuhr Herr Wiesling sich mü feinen weißen, wohlgepflegten Händen durch den semmelblonden Vollbart und kniff die Augen zusammen. „Wenn Sie sich derart zu mir stellen wollen, Herr Kern, wie Sie nach Ihren letzten Worten belieben, dann hört meinerseits natürlich auch jeder Grund zur Rücksicht auf", entgegnen er mit überlegenem Lächeln. „Mit Redensarten erreicht man bei mir gar nichts, und auf lange Auseinandersetzungen mich einzulassen, habe ich weder Lust noch Zeit. Ihre Arbeit ist schlecht, ich stelle sie Ihnen hiermit zur Verfügung. Im übrigen gibt es wohl heute zwischen uns nichts weiter zu verhandeln — ich empfehle mich Ihnen." Die Türklinke zum Nebenzimmer hatte er schon zwischen den Fingern, als der alte Kern plötzlich aus seiner Erstarrung erwachte und mit einem hastigen Schritt vorwärts seine harte Arbeiterhand schwer aus Wieslings Rechte legte. „Wenn Sie mit mir nischt mehr zu bereden haben, is det Ihre Sache", stieß er mit heiserer Stimme hervor. „Ick habe mit Sie oberst noch zu reden. Det is ja janz jemeiner Schwindel: unsre ehrliche Arbeit soll faul sind? Und Sie woll'n se mir zur Verfügung stellen, det heeßt ja woll, ick soll keen Jeld dafor bekommen..." „Darüber wird das Gericht zu entscheiden haben." Wiesling be« mühte sich vergebens, seine Finger aus der eisernen Umklammerung zu befreien. „Wenn Sie mich nicht loslassen, rufe ich meine Leute zu Hilfe. Was fällt Ihnen ein, Mann, soll ich von meinem Hausrecht Gebrauch machen?" Die Hand Kerns glitt langsam herab. „Ängstigen Sie sich man eücht. Ick tu Sie nischt, nur anhören soll'« Sie mir." „Nun also ... dann aber schnell, wenn ich bitten darf." „Wat dat Heeßen soll mit meiner Arbeit, will ick wissen, Herr Wies-? ling! Bis heute früh war ick immer der brave, der jute Mcester, un meine Arbeit war so propper un akkurat, wie keen anderer se machte, un nu is-

10. Teil 1 - S. 83

1915 - Berlin : Heymann
Iv. Krieg und Volksernährung 83 Australien .... vereinigte Staaten Deutschland .... England........... Frankreich .... Belgien und Holland Österreich-Ungarn . Spanien........... Rußland........... Italien........... 111,6 kg Wa 52,3 §7,6 33,6 3^,3 29,0 22,2 21,8 \0a Aber immerhin dürfte es doch als eine feststehende Tatsache anzusehen sein, daß Deutschland im Fleischverbrauch heute in Europa hinter keinem Lande mehr zurücksteht, wenn es in dieser Hinsicht England vielleicht auch noch nicht übertroffen hat, so dürfte es doch ihm gleichstehen und die andern Länder Europas, insbesondere auch Frankreich, Rußland und Belgien, bleiben weit hinter ihm zurück. Diese starke und schnelle Steigerung des Fleischverbrauchs in Deutsch- land ist nicht auf einzelne Schichten der Bevölkerung beschränkt. In den sogenannten höheren Ständen war schon vor drei Jahrzehnten der Höhe- punkt in der Fleischnahrung erreicht; in den letzten Jahren hat dort sogar gegen eine einseitig übertriebene Fleischkost eine unverkennbare Reaktion eingesetzt. Auch der Mittelstand kann an der Steigerung des Fleischver- brauchs nicht in besonders starkem Maße beteiligt sein; denn da er keine große Wandlung in seinen Einkommenverhältnissen erlebt hat, hält er, seiner ganzen Art entsprechend, im wesentlichen auch fest an den altüber- kommenen Eßgewohnheiten. Es müssen daher notwendig die unteren Schichten der Bevölkerung, insbesondere die Arbeiter, die bisher im Fleisch- verbrauch zurückstanden, an diesem Zuwachs stark beteiligt sein. Professor Rubner glaubt sogar für die Zeit von ^398 bis 1903 berechnen zu können, daß sich die gesamte Fleischnahrung in Deutschland wie folgt verteile: 2. Diese große Wandlung in der deutschen Volksernährung, der zahl- reiche kleine sich anschließen, ist vor allem durch drei Momente herbei- geführt worden. Unzweifelhaft ist eine Veränderung in der Arbeit be- teiligt. Früher war die körperliche Arbeit vorherrschend. Sie steigert be- kanntlich den Rahrungsbedarf und ebenso auch die Ernährungsfähigkeit, indem sie den Appetit stärkt und die Verdauungsorgane leistungsfähig erhält. Sie ermöglicht daher die Bewältigung großer Mengen einförmiger Nahrung. Im Laufe der Zeit hat aber die kitaschine dem Menschen immer mehr Muskelarbeit abgenommen. Das Maß der beruflich geforderten körperlichen Arbeit hat sich stetig vermindert. Die Leistungsfähigkeit des ganzen Körpers hat dadurch eine gewisse Beeinträchtigung erfahren. Das Höhere Stände (5 %) Mittelstand (22 %) 12,9 % 25,8 %
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TM Hauptwörter (200)200

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